Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur beruflichen Freizügigkeit

Wer glaubt, dass die Kellnerin in Prag und der
Bauarbeiter in Krakau auf gepackten Koffern sitzen, um am 2. Mai
irgendwo in Deutschland neue Jobs anzutreten, irrt. Zwar fällt tags
zuvor die Grenze zwischen der West-EU und den östlichen Nachbarn, die
bisher die totale Freiheit auf dem Arbeitsmarkt verhinderte. Aber das
Datum spielt im Alltag Polens und Tschechiens keine große Rolle.
Angesichts der Bedeutung, die der beruflichen Freizügigkeit bei den
Beitrittsverhandlungen beigemessen wurde, erstaunt diese
Gelassenheit. Sie hat ihren wichtigsten Grund in der Verpflichtung
ausländischer Firmen, bei Aufträgen die hierzulande für allgemein
erklärten Tarifverträge einzuhalten. In diesem Punkt waren sich
deutsche Unternehmen und Gewerkschaften einig. Sofern die
Vorschriften auch kontrolliert werden, braucht daher niemand mehr ein
Lohndumping zu befürchten. Kein Risiko heißt allerdings auch, dass
auf der anderen Seite die Chancen der Unternehmer, östlich des
einstigen Eisernen Vorhangs Fachpersonal zu günstigen Bedingungen zu
rekrutieren, geschwunden sind.

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