Westfalenpost: Ein entsetzlicher Skandal Andreas Thiemann zu Experimenten mit DDR-Patienten

Die Nachricht weckt beschämende Erinnerungen an die
düstersten Momente der deutschen Geschichte des Nationalsozialismus:
Dass in DDR-Krankenhäusern westdeutsche Pharmafirmen die Wirkung
ihrer Medikamente im Forschungsstadium ausprobiert haben sollen – mit
allen desaströsen Folgen -, ist ein entsetzlicher Skandal. Und dass
nun auch noch vereinzelte Politiker versuchen, die Verantwortlichen
in Haupt- und Nebenschuldige, diesseits und jenseits der Todesgrenze
einzuteilen, macht alles nur noch schlimmer. Zu Recht spricht die
Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt von „Skrupellosigkeit“ in
diesem Zusammenhang. Da ist es zudem zynisch, hier heuchlerisch
zwischen West- und Ost-Schuld haarspaltend unterscheiden zu wollen.
Der Rechtsstaat West und der Unrechtsstaat Ost? Lächerlich! Eine
beiderseits zielgerichtete Profitgier hat die so vermeintlich
gegensätzlichen Lager bestens geeint. Die Einlassung des damaligen
Präsidenten der Medikamenten-Zulassungsstelle (West), er habe von den
Machenschaften „offiziell“ nichts gewusst, ist das Eingeständnis
einer jahrelang offenbar bestens bewährten Praxis im politisch
geteilten Deutschland. Die Abscheu darüber lässt sich kaum in Worte
fassen.

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