Westfalenpost: Gebet mit Twitter-Echo Kommentar von Andreas Thiemann zur Rolle des Papstes im Medienzeitalter

Noch während Papst Franziskus sein erstes Gebet vor
den Gläubigen sprach, brach schon ein echter Twitter-Sturm los, weil
ein Dolmetscher im britischen Fernsehen Probleme mit der
Live-Übersetzung hatte. Zuvor war u. a. auf n-tv stundenlang
das Bild des unscheinbaren Kapellen-Schornsteins übertragen worden,
um im entscheidenden Rauch-Moment exakt auf Sendung zu sein. Für
lukrative Werbeblöcke aber wurde das Ofenrohr ausgeblendet. Und
derweil nähern sich bei Facebook die Papstfreunde rasch der
Millionenmarke. Nur drei kleine Schlaglichter aus der Medienwelt, in
die der neue Papst hineingewählt worden ist. Vielleicht lag der
Startenor René Kollo mit seiner Einschätzung gar nicht so falsch, als
er im Gespräch mit unserer Zeitung letzte Woche die Meinung vertrat,
dass eine Institution wie die katholische Kirche in der Allgegenwart
von Twitter und Co. eigentlich gar nicht mehr regierbar sei.
Tatsächlich wird es für Franziskus entscheidend darauf ankommen, mit
welchem Geschick er die Kommunikationsmöglichkeiten unserer Zeit
nutzen und sich zugleich davor schützen kann. Er war noch keine
Stunde im Amt, da kamen über Internet bereits die ersten kritischen
Anmerkungen zu seiner Person. Weltweit, wohlgemerkt. Unzensiert und
sensationslüstern. Franziskus wird ein Medienpapst. Ob er will oder
nicht.

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