Ich sage nur: China, China, China. Dieser Satz wird
dem ehemaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger zugeschrieben. Und
der wurde in den sechziger Jahren dafür belächelt. Zu Unrecht, wie
man heute weiß. Kiesinger hatte schon damals das wirtschaftliche
Potenzial des Riesenreichs erkannt, das sich erst viele Jahre später
voll entfalten sollte. Heute wird es in Europa weniger als Bedrohung
gesehen denn als Chance. Wie Indien oder Russland ein gigantischer
Markt mit wachsender Nachfrage nach Konsumgütern Made in Germany. Vor
allem Autos. Autos sind das Statussymbol einer aufstiegsorientierten
neuen Mittelschicht in Asien. Und der rasch auf unergründlichen Wegen
zu viel Geld Gekommenen sowieso. Asiens Märkte müssen liefern, was
europäische seit Jahren nicht mehr hergeben: Wachstumsraten. Deren
Märkte sind gesättigt, zusätzlich lastet die Euro-Schuldenkrise wie
ein Alpdruck auf den Absatzerwartungen der Unternehmen. Wohl dem,
der, wie Volkswagen, nach China ausweichen und dort neue Werke
eröffnen kann. Es geht nicht anders. Die Zukunft der deutschen
Autohersteller entscheidet sich im Ausland. Europa muss sich nicht
nur beim Autobau damit abfinden, in wenigen Jahren nur noch
Nebenkriegsschauplatz zu sein. Die Musik wird dann woanders spielen.
Auto-Design wird sich immer weniger am europäischen Geschmack
orientieren, und, wichtiger noch, viele Zulieferer werden den
Herstellern folgen. Ob das Auswirkungen bis in die
Zulieferer-Hochburg Südwestfalen hat, muss sich zeigen. Dass die
Arbeitsplätze sicherer werden, ist noch nicht ausgemacht.
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