In Sonntagsreden spielen Mütter eine überragende
Rolle. Ihre Leistungsfähigkeit, ihre Tüchtigkeit, ihre Energie und
ihre Herzenswärme – das öffentliche Loblied kennt kein Ende.
Vielstimmig und stimmgewaltig erklingt es. Anders hört sich die
Melodie im richtigen Leben an. Mütter haben keine Lobby. Ausgebrannt,
krank und am Ende ihrer Kräfte, macht sich kaum jemand für sie stark.
Sie haben zu funktionieren – wehe nicht, dann gibt es Druck.
Schwächeln ist nicht erlaubt. Das sehen die Krankenkassen
offensichtlich genauso. Sie lehnen Anträge auf Mutter-Kind-Kuren im
großen Stil ab. Willkürlich, beliebig, nicht selten gar per se.
Einfach so. Nur wer es versteht und die Kraft und den langen Atem
hat, es mit der Bürokratie der Krankenkassen aufzunehmen, hat eine
Chance, die Kur bewilligt zu bekommen. Vielleicht. Warum die Praxis
so ist? Der Wettbewerb der Kassen wächst. Der Zusatzbeitrag für
Mitglieder soll aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit offensichtlich
um jeden Preis vermieden werden. Allein das gute Geschäftsjahr zählt.
Der seit 2007 gesetzlich verbriefte Anspruch auf eine Kur lässt die
Kassen kalt. Sie knausern, bestimmen die Regeln und bezahlen den
Medizinischen Dienst, der bei einem Widerspruch Gutachten im Sinne
der Kassen liefert. Eine durchaus gängige Praxis im bundesdeutschen
Gesundheitsalltag. Seit gut fünf Wochen sollen neue
Begutachtungsrichtlinien für mehr Klarheit bei Mutter-Kind-Maßnahmen
sorgen. Für erste Ergebnisse ist es zu früh, aber Mütter sind
aufgefordert, sich nicht vom ersten Ablehnungsbescheid einschüchtern
zu lassen. Nur Mut. Am Geld liegt es nicht. Mutter-Kind-Kuren machen
im Jahr 0,16 Prozent aller Ausgaben im Gesundheitswesen aus. Eine
Zahl, die alles sagt – auch über die Sonntagsreden.
Pressekontakt:
Westfalenpost Hagen
Redaktion
Telefon: 02331/9174160