Weit aus dem Fenster lehnt sich
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, wenn sie jetzt schon
verspricht, dass es im Herbst für den doppelten Abiturjahrgang keine
großen Probleme an den Hochschulen geben wird. Ob die Zahl der
Mehrfachbewerbungen tatsächlich so hoch ist, dass unterm Strich jeder
Interessent einen Platz und ein Zimmer bekommt, wird sich erst nach
dem x-ten Nachrückverfahren im Oktober oder November erweisen. Oder
womöglich erst im kommenden Jahr, wenn auch die Abiturienten sich an
Hochschulen und bei Lehrherren bewerben, die zunächst ein
Orientierungsjahr einschieben. Immerhin: Wenn es Probleme gibt, dann
sind sie für alle Abiturienten gleich groß – egal, ob sie die
Prüfungen nach 12 oder 13 Jahren Schulzeit gemacht haben:
Leistungsunterschiede sind nicht festzustellen. Ein gutes Zeugnis
gibt es deshalb für das G8-Abitur, besser gesagt, für die Schüler,
die sich reingekniet und dem Druck standgehalten haben, die nicht dem
Frust erlegen sind, dass die G9-Schüler mehr Freizeit hatten. Es mag
ihnen ein Trost sein, dass sie dadurch Kompetenzen fürs Leben
erworben haben. Ein gutes Zeugnis haben sich auch die Lehrer
verdient, die von der Politik ohne Bücher und Kernlehrpläne erst
allein gelassen, ihre Schüler wohlbehalten durch diese Zeit gelotst
haben. Und das, obwohl die Bedingungen für sie in der Vergangenheit
eher verschärft worden sind. Nun sollte man sich auf den guten Noten
nicht ausruhen. Weder Lehrer, noch Schüler, schon gar nicht die
Politik. Trotz aller wichtigen Reformen an Grund-, Haupt-, Real-,
Sekundar- und Gesamtschulen darf sie die Gymnasien nicht aus den
Augen verlieren. Die G8-Reifeprüfung muss jedes Jahr erneut bestanden
werden.
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