WAZ: Es geht nicht mehr allein um Edathy. Kommentar von Walter Bau

Wenn nicht alles täuscht, wächst sich der Fall
Edathy gerade zu einer handfesten Affäre aus, die sogar die Regierung
erfasst hat. Im Mittelpunkt steht inzwischen weniger der – angebliche
– Kinderpornografie-Verdacht gegen den SPD-Politiker, als vielmehr
der dilettantische Umgang mit der Angelegenheit durch die Politik.
Wer informierte wen über die Ermittlungen gegen Sebastian Edathy?
Wann geschah dies und zu welchem Zweck? Wurden interne Details
gezielt durchgestochen und die Ermittlungen dadurch behindert? Brach
ein Minister gar das Amtsgeheimnis? Das sind bohrende Fragen, die
sich nun aufdrängen und die zügig beantwortet werden müssen. Vor
allem der frühere Innenminister, CSU-Mann Hans-Peter Friedrich, steht
unter Druck. Der Verdacht des Geheimnisverrats ist keine Lappalie.
Aber auch die SPD-Spitze macht keinen souveränen Eindruck. Statt
schnell aufzuklären, werden die üblichen Nebelkerzen gezündet.
Politik und Fahndungsbehörden schieben sich gegenseitig den Schwarzen
Peter zu. Diese Affäre könnte noch einige böse Überraschungen
bereithalten – eine Regierungskrise eingeschlossen.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de