WAZ: Immer erreichbar, allzeit bereit. Kommentar von Andreas Böhme

Fast zweieinhalb Stunden tippen junge Frauen jeden
Tag kurze Mitteilungen in ihr Telefon. Männer schaffen immerhin noch
knapp 90 Minuten. Dazu kommen noch einmal mehr als vier Stunden
Fernsehen am Tag. Jeden Tag. Und über die aufwendige Pflege von
Kontakten in sozialen Netzwerken, Internet-Shopping, endlos lange
Online-Spiele oder das klassische Telefonieren haben wir bisher ja
noch gar nicht gesprochen. Gut sechs Stunden sind jedenfalls
mindestens schon mal weg, könnte man jetzt schnell zusammenrechnen.
Aber das wäre eine Milchmädchenrechnung. Denn natürlich setzt sich
niemand erst stundenlang mit dem Handy zum Chatten aufs Sofa und
schaltet anschließend den Fernseher ein. „Multitasking“ heißt das
Zauberwort der Stunde. Immer erreichbar, stets bereit, alles
mitbekommen. Junge Leute sind damit groß geworden, empfinden das als
normal. Und wahrscheinlich ist es das ja auch im Jahr 2014. Aber wer
immer mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs ist, vieles nebenbei, aber
kaum noch etwas in Ruhe erledigt, der kann irgendwann nicht mehr
genießen. Und wenn es nur mal Ruhe ist.

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