Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Flüchtlingsdrama im Mittelmeer Die Hand ausstrecken JOhann Vollmer

Das neue Jahr ist nur wenige Stunden alt, da
hätte die EU fast schon wieder wegen einer neuen
Flüchtlingskatastrophe zum Krisengipfel bitten müssen. Nur das
beherzte Eingreifen der italienischen Küstenwache konnte in letzter
Minute verhindern, dass ein mit Menschen überfüllter Frachter an
Klippen zerschellte. So beginnt das neue Jahr, wie das alte endete.
Flüchtlingsboote mit Verzweifelten stranden täglich an Europas
versiegelten Küsten. Wieder einmal zeigt sich, dass skrupellosen
Schleusern und Menschenhändlern dabei nur ein Menschenleben etwas
wert ist – ihr eigenes. Dass sie in der grauen See der ungeklärten
Zuständigkeiten weiter schalten und walten können, ist eine Schande.
Besserung und ein neues Flüchtlingskonzept hatte die EU nach den
schockierenden Bildern von Lampedusa vor etwas mehr als einem Jahr
versprochen, doch noch immer sterben jedes Jahr Tausende bei der
gefährlichen Fahrt übers Mittelmeer. Für die Flüchtenden ist diese
Option, die sie teuer, manchmal sogar mit dem Leben, bezahlen müssen,
die letzte, die sie haben. Die syrischen Passagiere auf der „Blue Sky
M“, die fast in ihr Verderben gefahren wären, dürften geahnt haben,
dass ihnen nicht aus reiner Nächstenliebe übers Meer geholfen wird.
Doch vom Krieg gepeinigt müssen sie auf Kriminelle vertrauen. Es ist
überfällig, dass Europa endlich die Hand ausstreckt und den
Hunderttausenden Kriegstraumatisierten Hilfe entgegenbringt. Diese
Menschenleben können wir uns nicht nur leisten. Wir müssen.

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