neues deutschland: Durchschnittliches Arbeitslosengeld liegt unter der Armutsrisikogrenze / 70 Prozent der ALG-I-Bezieher betroffen / Linken-Vorsitzende Kipping fordert Mindestarbeitslosengeld

Das durchschnittliche Arbeitslosengeld liegt rund
200 Euro unter der Armutsrisikogrenze. Dies geht aus der Antwort der
Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im
Bundestag hervor, über die die in Berlin erscheinende Tageszeitung
„neues deutschland“ (Freitagausgabe) berichtet. Wie das
Bundesarbeitsministerium darin vorrechnet, lag der durchschnittliche
ALG-I-Satz im Jahr 2014 bei rund 862 Euro – die Armutsrisikogrenze,
die bei 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens liegt, beträgt
derzeit 1050 Euro.

Aus den Angaben geht auch hervor, dass Frauen deutlich schlechter
wegkommen als Männer. Während 82 Prozent der weiblichen
ALG-I-Beziehenden unter der Risikogrenze bleiben, trifft es 61
Prozent der Männer. Und: Im Durchschnitt haben Frauen 250 Euro
weniger als Männer. Das Arbeitslosengeld I ist eine
Versicherungsleistung – im Gegensatz zum ALG II, auch Hartz IV
genannt, das aus Steuergeldern finanziert wird.

Die Zahlen der Regierung belegen zudem, dass selbst bei einem
Mindestlohn von zwölf Euro das ALG I im Falle von Arbeitslosigkeit
noch 150 Euro unter der Armutsrisikogrenze läge. Linksparteichefin
Katja Kipping, die die Anfrage gestellt hatte, sieht sich in ihrer
Kritik bestätigt: »Die Arbeitslosenversicherung schützte und schützt
nicht vor Armut. Das Arbeitslosengeld würde auch bei einem
Mindestlohn von 10 oder sogar 12 Euro nicht vor Einkommensarmut
schützen. Daher muss ein Mindestarbeitslosengeld her. Unter 1050 Euro
droht Armut«, so Kipping gegenüber »nd«.

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