neues deutschland: Stadtsoziologe Andrej Holm fordertöffentlichen Bausektor

Wohnungsbau wird wegen fehlender Kapazitäten der
Bauwirtschaft rasant teurer. »Eine gemeinnützige Bauwirtschaft, die
auf solche Extragewinne verzichtet, könnte ein verlässliches Bauen
garantieren«, sagte der Stadtsoziologe Andrej Holm der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland« (Wochenendausgabe).
»Zudem wären öffentliche Planungs- und Baukapazitäten auch eine
Voraussetzung für das zügige Bauen, denn schon jetzt gibt es immer
wieder Engpässe der regionalen Bauwirtschaft, so dass öffentliche
Aufträge nicht angenommen werden«, so Holm weiter. Letztendlich sei
dieser Schritt »eine wirtschaftlich sinnvolle Reaktion«.
»Öffentliches Bauen ist jetzt auch keine wundersame Ausnahme, sondern
hat zum Beispiel mit den Straßen- und Autobahnmeistereien eine lange
Tradition«, erklärte der Wissenschaftler. Im Auftrag der
Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat Holm ein
entsprechendes Konzept erarbeitet.

Es sei nicht das Ziel, »100 Prozent des Bauens in öffentliche
Hände zu legen oder eine Monopolisierung zu schaffen«, erläuterte
Holm. Zunächst gehe es darum, Bereiche zu identifizieren, bei denen
es nicht für alle Bauaktivitäten reiche, beispielsweise beim
Gerüstbau. Historisches Vorbild seien die gemeinwirtschaftlichen
Bauhütten der 1920er Jahre. »Da leistbare Wohnungen vor allem von den
kommunalen Unternehmen errichtet werden, müssten die Bauhütten
heutzutage als kommunale Betriebe organisiert werden, so dass
öffentlich finanzierte Bauleistungen direkt vergeben werden können«,
forderte er. »Öffentliche Verantwortung für ein gemeinnütziges Bauen
ist keine linke Spinnerei, sondern eine Notwendigkeit«, entgegnete er
Kritik. Im übrigen reagiere die Privatwirtschaft nicht anders – viele
Bauträger hätten bereits begonnen, eigene Kapazitäten auszubauen.

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