Nein, heute ist nicht der 1. April. Und es ist auch
nicht Fastnacht oder Karneval. Jedenfalls nicht in den anerkannten
Hochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf. Möglicherweise aber in Berlin.
Und in Ingolstadt, bei Seehofer. Es scheint, als werde ein böses
altes Bonmot bittere Wahrheit: Gestern standen wir am Abgrund, heute
sind wir einen Schritt weiter. Seehofer holt den von Merkel und
Nahles zu Recht als untragbar empfundenen Verfassungsschutzchef, zum
Staatssekretär hochbefördert, ins Innenministerium, dafür wird ein
SPD-Staatssekretär, als Bauexperte von allen geschätzt, ohne
jegliches Verschulden nach Hause geschickt. So ist der Plan. Und
selbst wenn er noch entschärft wird: Bei einem solchen Unterfangen
wäre selbst der Versuch je nach Gefühlslage ein Albtraum oder ein
Stück aus dem Tollhaus. Und während Andrea Nahles mit einem Brief an
die 460000 SPD-Mitglieder versucht, ihre Basis zu beruhigen und dazu
– wegen des Handelskriegs mit den USA und wegen Syrien – auf die
angeblich existenzielle Bedeutung der deutschen Sozialdemokratie für
die GroKo verweist, macht sich Seehofer über die SPD (und natürlich
über Merkel) lustig. Der Bundesinnenminister hat sich innerhalb von
Tagen oder Stunden auf das Niveau eines Hütchenspielers begeben. Bis
heute hätte man das für unmöglich gehalten. Und die SPD-Chefin lässt
es – Syrien hin oder her – zu, dass ihre große alte Partei dasteht
wie eine Vollidiotin. Am Dienstagabend sah alles aus wie ein
schmutziger Deal, den man unter größten Schmerzen hinnehmen konnte.
Aber über Nacht wurde der Tropfen sichtbar, der jedes anständige Fass
zum Überlaufen bringen müsste. Eigentlich.
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