Armutskongress: Zivilgesellschaftliche Vernetzung im Kampf gegen Armut

Guten und bezahlbaren Wohnraum für alle, mehr
Schutz für Arbeitnehmer*innen, Teilhabe und Selbstbestimmung und eine
armutsfeste Absicherung im Alter fordern die Veranstalter des dritten
Armutskongresses, der heute und morgen in Berlin stattfindet. Der AWO
Bundesverband, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Paritätische
Gesamtverband und die Nationale Armutskonferenz wollen mit der
Veranstaltung sechs Wochen vor der Europawahl ein deutliches
zivilgesellschafliches Zeichen der Solidarität und des
gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kampf gegen Armut setzen.

„Gegen Armut und für Solidarität zu streiten ist immer auch
Rechts- und Demokratiepolitik und heute dringender denn lange. Eine
offensive, solidarisch finanzierte Sozialpolitik, die alle mitnimmt
und keinen zurücklässt, ist die beste Prävention gegen
Rechtsextremismus und Nationalismus“, so Prof. Dr. Rolf Rosenbrock,
Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbands. Die jüngsten Proteste
für guten und bezahlbaren Wohnraum zeigten nicht nur, wie
Armutsprobleme in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien,
sondern auch, wie wichtig zivilgesellschaftliche Vernetzung sei. „Wir
brauchen mehr statt weniger Solidarität und müssen gemeinsam für eine
Gesellschaft streiten, in der die Würde des Menschen geachtet und
Armut keinen Platz hat.“

Mehr als 500 von Armut betroffene Menschen, Expert*innen aus
Politik, Wissenschaft, Praxis und Journalismus diskutieren noch bis
einschließlich morgen, 11. April, unter dem Motto „Baustelle
Deutschland. Solidarisch anpacken!“ über Lösungs- und
Vernetzungsstrategien im Kampf gegen Armut. „Ziel muss die
Verwirklichung von Teilhabe und Selbstbestimmung für alle Menschen
sein. Es ist wichtig, den politischen Diskurs über Armut und
Ungleichheit zu führen und Antworten auf armuts- und
verteilungspolitische Herausforderungen zu finden. An diesem Diskurs
und an der Entwicklung von politischen Konzepten müssen Menschen mit
Armutserfahrung aktiv teilhaben. Mit dem Armutskongress schaffen wir
dafür einen Raum“, betont Wolfgang Stadler, Bundesvorsitzender der
AWO, die derzeit auch die Feder- und Geschäftsführung der Nationalen
Armutskonferenz innehat.

Thematische Schwerpunkte des Kongresses sind neben dem Thema
Wohnen u.a. die Armut Erwerbstätiger und die steigende Altersarmut.
„Ein Drittel der erwachsenen Armen in Deutschland ist erwerbstätig.
Gegen Armut trotz Arbeit ist die Einführung des Mindestlohns ein
wichtiger Schritt gewesen. Aber um diesen Skandal zu überwinden,
müssen mehr Beschäftigte in den Schutz von Tarifverträgen“, fordert
Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied. „Es gibt in Deutschland
drei- bis vier Millionen Rentner, die jahrzehntelang zu niedrigen
Löhnen geschuftet, Kinder erzogen und Angehörige gepflegt haben, die
also auf eine respektable Lebensleistung verweisen können, und dann
trotzdem nur eine mickrige Rente kriegen“, kritisiert Prof. Dr.
Heribert Prantl, der den Armutskongress in diesem Jahr eröffnet. Der
Sozialstaat sei mit Maß und Ziel „Schicksalskorrektor“ und müsse hier
korrigierend eingreifen: „als Schicksalskorrektur, mit einer
Grundrente“, so Prantl.

Unterstützt wird der Kongress von 26 weiteren Sozial-, Wohlfahrts-
und Fachverbänden, Selbsthilfe- und Betroffeneninitiativen sowie
Gewerkschaften. Mehr unter: www.armutskongress.de

Pressekontakt:
Janina Yeung, armutskongress@paritaet.org , 030 24636 305

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