DPhV zu den Ergebnissen von PISA 2009: Verdienter Erfolg, aber einige Hausaufgaben sind noch nicht erledigt!

Als verdienten Erfolg der gemeinsamen Anstrengungen
von Schülern, Lehrkräften, Eltern und auch der Bildungspolitik in den
letzten 10 Jahren hat der DPhV-Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger die
neuerliche Leistungssteigerung deutscher Schulen bei PISA 2009 in den
Testbereichen Mathematik und Naturwissenschaften gewertet. Da gehöre
Deutschland inzwischen eindeutig zum oberen Leistungsdrittel. Damit
zähle es zu der ganz kleinen Gruppe von OECD-Staaten, die sich seit
PISA 2000 bei jedem der folgenden Tests kontinuierlich verbessert
hätten.

„Diese Verbesserung in der Mathematik und den Naturwissenschaften
ist keine Selbstverständlichkeit, da gerade dort in den letzten
Jahren der größte Lehrermangel herrschte. Hier scheinen die
Reformmaßnahmen in Bezug auf Verbesserung der Unterrichtsqualität,
stärkere Anwendungsorientierung und neue Aufgabenkultur langsam zu
greifen!“, betonte Meidinger.

Der Verbandschef wies auch darauf hin, dass sich hinter dem
verbesserten Abschneiden Deutschlands Bundesländerergebnisse
versteckten, die zum Teil an die absolute Spitzengruppe der
asiatischen Länder heranreichten, zum Teil aber auch deutlich unter
dem OECD-Durchschnitt anzusiedeln seien. Diese hohen Differenzen
stellten eine große Herausforderung der deutschen Bildungspolitik
dar.

DPhV fordert schulische Leseoffensive und mehr sprachliche
Frühförderung

Keine Überraschung ist es für den DPhV, dass bei der Lesekompetenz
der große Sprung nach vorne noch nicht sichtbar ist. „Lesekompetenz
hängt nicht allein vom Deutschunterricht ab, sondern wird stark von
dem Lese- und Bildungsverhalten außerhalb der Schule, insbesondere im
Elternhaus bestimmt. Leider ist es uns nicht gelungen, insbesondere
die Jungen in der getesteten Altersgruppe der 15-Jährigen verstärkt
zum Lesen zu bringen. Außerdem schlägt hier in Deutschland auch die
mangelnde Sprachfähigkeit einzelner Migrationsgruppen negativ auf das
Gesamtergebnis durch. Es ist zu hoffen, dass die seit einigen Jahren
intensivierte sprachliche Frühförderung bei der nächsten oder
übernächsten PISA-Studie auch bei der Lesekompetenz erste Erfolge
zeigt! Außerdem brauchen wir in Deutschland eine schulische
Leseoffensive!“, so der Verbandsvorsitzende.

Meidinger rät eindringlich, PISA nicht überzubewerten bzw. daraus
unzulässige Schlüsse zu ziehen. Nach wie vor zeigten die
PISA-Ergebnisse nur einen kleinen Ausschnitt der schulischen
Realität, beispielsweise würde die Qualität des in Deutschland
besonders guten Fremdsprachenunterrichts an weiterführenden Schulen,
aber auch die musische, ethische und historische Bildung komplett
ausgeblendet. Wie gut es beispielsweise Schulen gelinge, Werte- und
Persönlichkeitserziehung zu gestalten, erfasse keine internationale
Vergleichsuntersuchung.

Asiatische Lernkultur als neues Vorbild?

Der DPhV-Vorsitzende warnte jedoch davor, aufgrund der
durchgängigen Spitzenplätze asiatischer Staaten, nach dem Ausfall
Finnlands als Spitzenreiter nun deren Lern- und Drillkultur als
Vorbild anzupreisen. Vorbildhaft sei der hohe Stellenwert, den
Bildung in China, Japan, Südkorea oder Singapur genieße, nicht aber
der unabdingbare, privat finanzierte tägliche Zusatzunterricht dort.

„Jedes Land hat seine besonderen Verhältnisse, seine spezifische
Sozialstruktur, seine eigene Schultradition und seine besonderen
Stärken und Schwächen. Einfache, ohne Weiteres übertragbare Rezepte
gibt es nicht. Dass viele deutsche Bundesländer auf dem richtigen Weg
sind, zeigt PISA 2009, aber auch, wo noch Hausaufgaben zu erledigen
sind: bei der sprachlichen Frühförderung und dem Ausbau von
Ganztagsschulen, insbesondere für die Jugendlichen, denen die
elterliche Unterstützung weitgehend fehlt. Das erfordert allerdings
deutlich erhöhte Bildungsinvestitionen!“, sagte Meidinger.

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