Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Weltklimakonferenz in Mexiko
Schlangennest
JOHANN VOLLMER

Prinzipiell sind natürlich alle dafür. Gutes
Klima für uns gute Menschen – wer wollte da wiedersprechen? Und doch
ist schon jetzt klar: Die 16. Weltklimakonferenz wird außer einigen
Absichtserklärungen und eilig als Erfolg verkündeten Schutzmaßnahmen
wieder nichts bringen. Hinter den Kulissen ist das hehre Gerede vor
den Kameras Makulatur. Hier geht es nach der grandios gescheiterten
Konferenz von Kopenhagen um neurotische Eitelkeiten, verletzten Stolz
und knallharte Wirtschaftsinteressen. Da ist einzig der
Austragungsort im mexikanischen Cancún klug gewählt, was in der alten
Maya-Sprache „Schlangennest“ bedeutet. Anders als bei aufschreckenden
Bildungsstudien oder Bankenkrisen verfallen die Staatschefs trotz der
in immer kürzeren Abständen auftretenen Umweltkatastrophen auch
diesmal nicht in ihren sonst so gepflegten Aktionismus. Einmal wäre
es wünschenswert. So aber wird ein globaler Klimaschutz eine Utopie
bleiben wie der Weltfrieden, auf den sich Abends an der Bar leicht
anstoßen lässt, der aber so unerreichbar bleibt, wie die hübsche
Bedienung hinter der Theke.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de