Es ist bizarr: Von Jahr zu Jahr verschärfen sich die
Zulassungsbeschränkungen an deutschen Universitäten. Jedes Zehntel
zählt – Spitzenschnitte benötigen längst nicht mehr nur Abiturienten,
die angesichts des künftigen Ärztemangels Medizin studieren wollen.
Gleichzeitig ruft die Wirtschaft nach mehr Akademikern, Politiker
zerbrechen sich den Kopf über die Modalitäten einer gesteuerten
Zuwanderung gegen den Fachkräftemangel – und produzieren neue
Hiobsbotschaften: Demnächst wird das Hauen und Stechen um einen
Studienplatz erst richtig losgehen. Das wäre auch ohne die Aussetzung
der Wehrpflicht der Fall gewesen. Dass nun zu den doppelten
Abitur-Jahrgängen zusätzlich 40 000 Studenten an die Hochschulen
drängen, macht das Chaos perfekt. Denn die HRK-Präsidentin spricht
die Wahrheit: Schon für die doppelten Jahrgänge gibt es – allen
Beteuerungen auch der baden-württembergischen Kultusministerin zum
Trotz – nicht genügend Studienplätze. Hierzulande jagt man die
Schüler erst durchs Turbo-Abi, damit sie danach ein wenig Wartezeiten
sammeln können, in der Hoffnung, Jahre später mit dem Studium
beginnen zu dürfen. Das schafft Frustration und zeigt, dass sich
Leistung keineswegs immer lohnt. Statt auf Zeit zu spielen, müssen
die Bildungsminister, allen voran Annette Schavan, jetzt handeln: Der
Streit ums Geld ist hier nicht nur kleinlich, sondern auch schädlich
für Deutschland.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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