Darf sich die Mutter von zwei kleinen Töchtern
gemeinsam mit ihrem Ehemann dem lebensbedrohlichen Risiko aussetzen,
in ein Land zu reisen, das von Krieg und Terrorismus heimgesucht
wird? Nein, sie sollte es selbst dann nicht, wenn die Motive der
Visite ausschließlich edel und gut sind. Erst recht aber erhält der
Afghanistan-Ausflug der Guttenbergs eine Schlagseite durch die
mediale Begleitung des Verteidigungsministers. Dass Journalisten und
Fernsehteams den Truppenbesuch am Hindukusch beobachten, gehört zur
Informationspflicht der Bundesregierung. Die Soldaten sollen spüren,
dass die Öffentlichkeit in der Heimat Anteil an ihrem
aufopferungsvollen Einsatz nimmt. Anders verhält es sich mit dem
eingebetteten TV-Entertainer Johannes B. Kerner und dessen Jagd nach
besseren Quoten. Die Front als knisternde Kulisse, die Talkshow als
flirrendes Unterhaltungsabenteuer. Ein glamouröses Paar als Top Act,
Soldaten im Kampfanzug als Bildschirmhelden. Mehr Inszenierung geht
kaum. Dieses Mal sind die Guttenbergs wirklich zu weit gegangen. Ihr
Spiel mit der Gunst des Publikums steht in krassem Gegensatz zum
Ernst der Sicherheitslage rund um Kundus. Wenn sogar die
Bundesregierung einräumen muss, dass in Afghanistan die Zeichen
längst nicht auf Abzug der Bundeswehr stehen, ist die Situation viel
zu prekär für solche Kostproben eitler Selbstdarstellung.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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