Auf Distanz zur bisherigen Geschichtsdebatte in
seiner Partei ist, angesichts des aktuellen Kommunismus-Streites, der
Chef der Linkspartei, Klaus Ernst, gegangen. Im Gespräch mit der
„Leipziger Volkszeitung“ (Dienstag-Ausgabe) sagte Ernst: „Liebknecht
und Luxemburg sind für die Linke wichtig. Wir dürfen aber nicht den
Eindruck erwecken, als wäre das unsere einzige Traditionslinie.“
Zugleich forderte der Politiker eine andere Geschichtsdebatte in der
Linkspartei. „Wir müssen aus der Debatte Lehren ziehen. Wir müssen
offen miteinander über unsere Geschichte reden“, so Ernst. „Auch aus
den dunklen Seiten müssen die richtigen Lehren gezogen werden. Ich
bin dafür, dass diese Auseinandersetzung auch an prominenter Stelle
Platz in unserem Programm findet. Wir müssen klar machen, dass
Demokratie und Freiheit für uns nicht verhandelbar sind“, verlangte
der aus Westdeutschland stammende Co-Vorsitzende der Linken
angesichts der von seiner Mit-Vorsitzenden Gesine Lötzsch mit
initiierten Kommunismus- und Programmdebatte.
Seine Partei müsse sich „als linke Reformpartei“ präsentieren,
verlangte Ernst. „Wir müssen die Traditionslinien der
Arbeiterbewegung breiter als bisher zur Kenntnis nehmen.“ Er denke
dabei an den legendären baden-württembergischen IG-Metall-Chef Willy
Bleicher. „Der hat im KZ gesessen und hat nach dem Krieg die
Gewerkschaftsbewegung aufgebaut. Von ihm stammt der Satz, dass man
sich nie vor einem lebenden Menschen bücken soll.“ Viele der Linken
seien auch mit Willy Brandts Satz politisch groß geworden, dass von
deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen soll. „Außerhalb des
deutschen Tellerrandes“ erinnerte Ernst noch an Antonio Gramsci, den
die italienischen Faschisten ins Gefängnis geworfen hätten. „Er hat
den Linken ins Stammbuch geschrieben, dass es nicht reicht, die
richtigen Positionen zu haben, sondern dass man für gesellschaftliche
Mehrheiten jeden Tag kämpfen muss“, meinte Ernst.
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