Ein Kommentar von Martin Kessler:
Jens Weidmann wird nicht nur der jüngste Bundesbankpräsident. Mit
ihm wird zugleich einer der engsten Mitarbeiter von Bundeskanzlerin
Angela Merkel zum obersten deutschen Hüter unserer Währung. Das stößt
einigen Kritikern auf. Sie fürchten um die Unabhängigkeit jener
Institution, an die einem Bonmot des früheren
EU-Kommissionspräsidenten Delors zufolge alle Deutschen glauben. Doch
die Vorwürfe sind unzutreffend. Weidmann hat sich nicht nur in der
größten Finanz- und Wirtschaftskrise der Bundesrepublik
ausgezeichnet. Er hat auch als loyaler Mitarbeiter der Kanzlerin
seine eigene Meinung bewahrt. Die besondere Atmosphäre der Bundesbank
und ihre vom Gesetz garantierte Unabhängigkeit werden die Bindung zur
Kanzlerin überdies schnell lockern. Schon weil er seine
Unabhängigkeit beweisen muss, wird Merkel in ihm keinen willigen
Erfüllungsgehilfen finden. Das haben auch die Vorgänger Karl-Otto
Pöhl, der Staatssekretär bei Helmut Schmidt war, oder Hans Tietmeyer,
der diese Funktion bei Helmut Kohl ausübte, bewiesen. Beide scheuten
nicht vor Konflikten mit ihren früheren Dienstherren zurück. Genauso
dient Weidmann jetzt nicht mehr der Kanzlerin, sondern einer stabilen
Währung.
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