Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Er trägt den wohl anmaßendsten Titel aller arabischen Potentaten:
Muammar al Gaddafi nennt sich „Revolutionsführer“, seit er 1969 einen
Militärputsch gegen den damaligen libyschen König anführte. Die
Revolution hat er seither vor allem zum eigenen Nutzen verwaltet und
zum Schaden anderer. Gaddafi zettelte Kriege an, schürte militärische
Konflikte und unterstützte Terroristen. Es hat schon etwas
Ironisches, dass diesem Berufsrevolutionär jetzt die Revolutionen aus
den Nachbarstaaten auf den Pelz rücken. Seit in Tunesien und Ägypten
das Volk seine Potentaten aus dem Amt gejagt hat, werden auch
Gaddafis Kritiker im eigenen Land mutiger. Man sollte sich freilich
nicht täuschen. Der skurrile Gaddafi sitzt vermutlich fester im
Sattel, als je ein tunesischer Ben Ali oder ein ägyptischer Mubarak.
Ein Volksaufstand wie in den Nachbarländern ist in der entlang von
Stammesgrenzen organisierten libyschen Gesellschaft kaum zu erwarten.
Außerdem hat Gaddafi schon häufig bewiesen, wie geschickt er
Protestbewegungen ausspielen kann. Trotzdem: Wenn die Länder in der
Region ihre autokratischen Regime jetzt tatsächlich nach und nach
abschütteln sollten, würde es auch für Gaddafi eng. Eine überfällige
Revolution.
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