Freie Presse (Chemnitz): Deutsches Zentralabitur rückt in weite Ferne

Sachsens Kultusminister erklärt Vorhaben als
derzeit nicht realisierbar

Dresden/Ghemnitz – Nachdem ein einheitliches deutsches
Zentralabitur in jüngster Zeit bald erreichbar erschien, hat es jetzt
Sachsen wieder in weite Ferne gerückt. Auf eine parlamentarische
Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hin räumte jetzt Kultusminister
Roland Wöller (CDU) ein, dass dies „nur ein strategisches Fernziel“
sei. Darüber berichtet die in Chemnitz erscheinende „Freie Presse“ in
ihrer Samstagausgabe. Als Gründe führte Wöller große inhaltliche,
rechtliche sowie organisatorische Unterschiede zwischen den Ländern
an. Nach seiner Einschätzung bleibe es dabei, dass frühestens zum
Abitur 2014 erstmals gemeinsame Aufgabenteile in acht Ländern
gestellt würden. Wöllers Hoffnung basiert auf der Kooperation der
acht derzeit CDU-geführten Bildungsressorts in Bayern,
Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg. Als ersten Schritt, so
der Minister, hätten diese Länder begonnen, in gemeinsamen
Expertenkommissionen Aufgabenansätze für die Abi-Prüfungen zu
entwickeln. Aus Sachsen würden daran vier Lehrer und
Kultusmitarbeiter mitwirken. Bisher war nur die Rede von den Fächern
Deutsch und Mathematik. Für die Naturwissenschaften sollen vorerst
keine Standards entwickelt werden, so Wöller. Hier werde erst ein für
2012 erwarteter Ländervergleich abgewartet. Eva-Maria Stange,
SPD-Bildungsexpertin im Landtag, zieht ein ernüchterndes Fazit. „Die
beteiligten CDU-Länderminister gaukeln der Öffentlichkeit etwas vor“,
erklärte sie gestern. Als geradezu schädlich bezeichnete sie es, dass
die acht Länder an einer Parallelentwicklung zur
Kultusministerkonferenz (KMK) arbeiteten. KMK und der Bund hätten
bereits 2007 das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
mit dergleichen Aufgabe beauftragt und finanziert, die ebenfalls 2014
umgesetzt wird. „Sachsen verschleudert vollkommen unnütz eigene
Ressourcen, ohne am Ende tatsächlich einen Mehrwert für die Qualität
des sächsischen Abiturs zu haben.“

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