Kölner Stadt-Anzeiger: BDI erwägt Entlassung von Hauptgeschäftsführer – Empörung über Fall Brüderle

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)
erwägt offenbar die Ablösung von Hauptgeschäftsführer Werner
Schnappauf. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“
(Samstag-Ausgabe) unter Berufung auf führende Koalitionskreise.
Grund ist die Veröffentlichung des Protokolls des Treffens mit
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), in dem dieser das
Atom-Moratorium der Koalition als Wahlkampfmanöver bezeichnet hatte.
„Der Schnappauf ist ganz stark in Bedrängnis, weil sich die Führung
schrecklich darüber geärgert hat“, heißt es in Koalitionskreisen. Der
Hauptgeschäftsführer hatte das Protokoll genehmigt und an alle 39
Mitglieder von Präsidium und Vorstand des BDI verschicken lassen. Aus
dem Berliner Haus der Deutschen Wirtschaft, in dem die führenden
Wirtschaftsverbände residieren, verlautete: „Das ist ein richtig
dicker Hammer. Das kann ihn den Kopf kosten.“ Auch andere Verbände
seien über den Fall „not amused“, weil er das Vertrauensverhältnis
zur Politik insgesamt beschädige und Gesprächspartner in
vertraulichen Runden künftig womöglich nur noch das sagen würden, was
sie auch in einem Zeitungsinterview sagen würden. Nach Informationen
des „Kölner Stadt-Anzeiger“ werden etwa bei der Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) keine derartigen Protokolle
angefertigt. Ein führender Vertreter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
drohte dem BDI gegenüber der Zeitung Konsequenzen an. „Wenn der BDI
nicht mehr in der Lage ist, Protokolle vertraulich zu halten, dann
ist das schon sehr, sehr traurig“, sagte er. Mancher Politiker werde
nun nicht mehr an solchen Gesprächen teilnehmen. Der erste Fehler
bestehe darin, dass überhaupt Protokolle erstellt würden.

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