Eine Rentenerhöhung um knapp ein Prozent ist
sicher kein Grund für überschäumende Begeisterung. Viele Ruheständler
mögen den jüngsten Regierungsbeschluss sogar als Hohn empfinden, wenn
sie gleichzeitig hören, dass sich Deutschland mitten in einem
Mega-Aufschwung befindet, aber auch die Inflationsrate weiter
anzieht. Unter dem Strich bedeutet die geringe Anhebung für die
Senioren sogar einen Kaufkraftverlust. Zur ganzen Wahrheit gehört
allerdings auch, dass die Rentner in mageren wirtschaftlichen Zeiten
zumindest keine Kürzung ihrer Bezüge hinnehmen müssen. Dafür sorgt
die Rentengarantie im Gesetz. Von einer solchen Schutzklausel können
Arbeitnehmer nur träumen. Wenn der Rentenanstieg deshalb nun geringer
ausfällt, als es nach den aktuellen Wirtschaftsdaten möglich
erscheint, dann ist das auch ein Beitrag zur
Generationengerechtigkeit. Schließlich müssen die jetzt ausgezahlten
Renten von den Jüngeren erarbeitet werden. Das eigentliche Problem
sitzt tiefer: Noch ist Altersarmut in Deutschland eher eine
Randerscheinung. Noch haben viele Ruheständler neben der gesetzlichen
Rente andere Einkünfte zur Verfügung. Aber der Anteil gering
vergüteter Beschäftigungsverhältnisse wächst. Dafür bietet das
deutsche Rentensystem jedoch keine Auffanglinie. Im Klartext: Die
Niedrigverdiener von heute werden zwangsläufig die bedürftigen
Ruheständler von morgen sein. Praktikable Gegenkonzepte haben weder
Regierung noch Opposition anzubieten. Dabei tickt hier eine
rentenpolitische Zeitbombe.
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