Unterirdischer Traum
Das klingt nach Ei des Kolumbus. Der Plan, das Treibhausgas
Kohlendioxid in der Erde zu lagern und so aus der Welt zu schaffen,
hört sich verblüffend einfach an, und ist deshalb schon wieder
verwegen. Das Argument der Berufskritiker, die sich gegen das
Vorhaben sträuben, weil es noch zu wenig Erfahrung mit der Technik
gebe, ist leichter Hand zu entkräften: Die fehlende Kenntnis ist
gerade der Grund, das Abscheidungs- und Speicherverfahren CCS zu
testen. Probieren geht über Studieren, sagt der Volksmund treffend.
Die vom Kabinett anvisierte Erprobungsphase bis 2017 ist deshalb
eine Chance, sowohl für den Klimaschutz als auch für einen
potenziellen Exportschlager, falls sich die CCS-Option international
als wirksames Instrument erweist. Im Riesenreich China, wo fast alle
zwei Wochen ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geht, wartet womöglich
ein lohnender Absatzmarkt.
Dummerweise schreitet die Regierung nur halbherzig voran.
Unverfroren ist der Vorschlag, die CCS-Speicher nach 30 Jahren auf
die öffentliche Hand zu übertragen, also Steuerzahler für
unvorhergesehene Folgen zur Kasse zu bitten. Zudem bereitet das
Vetorecht der Bundesländer einem Flickenteppich den Boden. Eine
Haltung wie in der Atom-Endlagerfrage dürfte sich breitmachen: Wasch
mich, aber mach mir den Pelz nicht nass. Klar ist: Falls CCS nichts
taugt, weil es zu gefährlich ist, muss man den unterirdischen Traum
begraben.
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