Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Guttenbergs Doktorarbeit
Schade, schade, schade
RALF MÜLLER, MÜNCHEN

Zurück, du rettest den Freund nicht mehr“, heißt
es in Schillers „Bürgschaft“. Das möchte man jetzt auch dem
ehemaligen politischen Shootingstar Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
zurufen. Seine voraussichtlich letzten Rechtfertigungsversuche zu
seiner abgekupferten Doktorarbeit machen alles nur noch schlimmer.
Die Arbeit sei ihm über den Kopf gewachsen, gab der Exminister an.
Man stelle sich vor, ein Bundesverteidigungsminister gibt schnell mal
ein paar falsche Befehle, weil ihm alles „über den Kopf gewachsen“
ist.  Bayerns ehemaliger Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU)
wird wahrscheinlich recht haben, wenn er ein Comeback der
„fabelhaften Guttenbergs“(Der Spiegel)in die deutsche Politik für
unwahrscheinlich hält. Der Bericht der Bayreuther Uni-Kommission ist
um einiges zu vernichtend ausgefallen, als dass dies im Bereich des
Möglichen läge. Das Ganze ist jammerschade. Schade um die glänzende
aristokratische Figur, die „KT“ im Einheitsbrei der deutschen
Politiker gemacht hatte. Schade um die Hoffnungen, die sich viele
Wähler auf eine „neue Generation“ von Politikern gemacht haben. Und
schade auch, dass wir wieder einer Illusion beraubt wurden: Adel
verpflichtet eben doch nur begrenzt – wenn überhaupt.

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