Rheinische Post: Marine entlastet

Die „Gorch Fock“ hat, abgetakelt und vertäut im
Kieler Marinestützpunkt, den schlimmsten Orkan ihrer Geschichte
überstanden. Die Justiz stellt die Ermittlungen zum Todessturz einer
Offizieranwärterin ein; es sei ein tragischer Dienstunfall gewesen.
Der „weiße Schwan der Ostsee“ wird also bald wieder Segel setzen
können. Was hatte es für Wogen der Entrüstung gegeben nach dem
Absturz – über gefühllose Ausbilder, ekelhafte Rituale, sexuelle
Übergriffe und gar eine Meuterei. War das am Ende etwa viel Lärm um
nichts? Der Marine bleiben die Aufräumarbeiten: Es gilt, den Ruf des
Kommandanten Norbert Schatz wiederherzustellen, der vom damaligen
Verteidigungsminister schwungvoll suspendiert worden war. Es gilt,
die Mutter zu entschädigen, die nicht nur den Tod ihrer Tochter
verkraften musste, sondern auch eine tölpelhafte Informationspolitik
um das angebliche Übergewicht der Toten. Es gilt, der Stammbesatzung
wieder Selbstvertrauen einzuflößen. Und es gilt vor allem, Lehren zu
ziehen aus dem traurigen Unfall. So sind ein überarbeitetes
Trainingskonzept, eine verbesserte Schulung der Ausbilder und ein
Übungsmast an Land das Mindeste, wozu der Tod von Sarah Lena Seele
die Marine jetzt verpflichtet.

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