Das ist doch wohl ein Grund zur Freude: Noch nie gab
es einen solchen Ansturm auf die Hochschulen wie im Herbst 2011. Das
ist es ja genau, was unser Land braucht, um bestehen zu können in der
globalisierten Welt: Bildung, Ideen, Kreativität. Offenbar sind wir
für die Zukunft gut gerüstet. Für die Erstsemester stellt sich das
allerdings anders dar: Die Begrüßungsfeier findet im Fußballstadion
statt (Braunschweig), Kinos dienen als Hörsäle (Düsseldorf), Treppen,
Fußböden und Heizungen halten als Sitzplätze her (Münster), wenn die
Bildungshungrigen nicht gleich draußen vor der Tür bleiben (Köln).
Wer ein Zimmer in einer Studenten-WG zu vergeben hat, darf unter
einer dreistelligen Bewerberzahl selektieren, und der Versuch, eine
Übernachtungsgelegenheit zu finden, kann auch im Keller eines
Wohnheims enden. Eine Katastrophe ist das alles nicht. Ähnliches
konnten Studenten auch schon vor Jahrzehnten erleben. Aber es zeigt,
dass zwischen den Sonntagsreden von der Bedeutung der Bildung und der
Praxis ein tiefer Graben klafft. Denn dass die hohe Zahl der
Studienanfänger die Verantwortlichen jetzt überrascht, kommt wirklich
überraschend. Die westfälischen Hochschulen haben sich durchaus
vorbereitet, räumlich und organisatorisch. Sie bekommen im Hinblick
auf den doppelten Abiturjahrgang 2013 auch mehr Geld. Aber nicht
einmal einen vollen Ausgleich für den Wegfall der Studiengebühren. Es
reicht einfach nicht. Im internationalen Bildungsvergleich hat
Deutschland noch immer zu wenige Studenten und gibt zu wenig für sie
aus. Die NRW-Wissenschaftsministerin fordert jetzt zusätzliches Geld
vom Bund. Aber wenn dieser sich engagieren will, schreien die Länder
auf und pochen auf ihre Hoheit in Kultur- und Bildungsfragen. An
Schulen führt dies zu einer absurden Kleinstaaterei. Die Hochschulen
setzen dagegen mit den Bachelor- und Master-Studiengängen auf
internationale Vergleichbarkeit. Umso weniger Sinn ergibt es, sie 16
Bundesländern zu überlassen. Bildung als zentrale nationale Aufgabe
sollte endlich auch national angegangen werden
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