Rheinische Post: Berlusconi bleibt

Die mögliche Sensation, der Machtverlust Silvio
Berlusconis, blieb auch gestern aus. Auch die 51. Vertrauensfrage
konnte dem italienischen Ministerpräsidenten nichts anhaben. Der
Cavaliere wird weiter regieren zwischen seinen zahlreichen
Gerichtsterminen. Bis wann? Bis seine eigenen Leute ihn wirklich
nicht mehr ertragen, bis sich ein Brutus findet, bis die jämmerliche
Opposition sich auf einen Gegenkandidaten einigt? Oder aber: bis
Italien in noch größere finanzielle Schwierigkeiten gerät. Zunächst
jedenfalls wird Berlusconi nicht durch einen Brutus fallen. Soviel
steht seit gestern fest. Als er die Aula der Abgeordnetenkammer
betrat, kam kurz nach ihm Finanzminister Giulio Tremonti, sein
größter Gegner in der Regierung. Im Gegensatz zum Vortag, als sich
beide kaum eines Blickes gewürdigt hatten, gab es nun einen
vergnügten Handschlag. Und Lega-Chef Umberto Bossi, der immer mal
wieder mit dem Ende der Regierung liebäugelt, hatte sich auf
Berlusconis Aussage in der Regierungserklärung besonnen: „Es gibt
keine glaubwürdige Alternative zu dieser Regierung.“ Dieser Satz ist
wahr – schlimm genug für die drittgrößte Wirtschaftskraft der
Euro-Zone. Berlusconi bleibt. Und irgendwann wird es die 52.
Vertrauensfrage geben.

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