Es ist eine Situation, die alle berufstätigen
Eltern kennen: Weil im Büro nicht pünktlich Schluss war, ein Termin
sich hinzog oder die Autobahn verstopft war, kommen sie abends zu
spät zur Kita. Neben ihrem schlechten Gewissen soll sie nun auch noch
die Aussicht auf ein saftiges Bußgeld plagen. Das will die Stadt
Leichlingen künftig erheben, wenn Eltern ihre Kinder nicht
rechtzeitig abholen. Es wirkt wie ein Akt der Notwehr, mit dem eine
Stadt Nordrhein-Westfalen vor Augen halten will, wie schlimm es um
die Betreuungssituation im Land bestellt ist. Es gibt nicht nur zu
wenige Angebote – den vorhandenen Kitas fehlt es an obendrein an
Personal. Nur einzelne Einrichtungen können Öffnungszeiten anbieten,
die realistisch die Arbeitszeiten der Eltern abdecken. Überstunden,
die Erzieher machen, wenn sie abends auf verspätete Eltern warten,
und die sie dann abbauen müssen, bringen die Einrichtungen rasch in
die Bredouille. Für endlose Gespräche über die pädagogische Bedeutung
von Pünktlichkeit oder die wahren Gründe für häufiges Zuspätkommen
bleibt da erst recht keine Zeit. Es ist richtig, auf diese Missstände
einmal drastisch hinzuweisen. Mit einem Bußgeld für verspätete Eltern
wird man sie aber wohl kaum beheben.
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