Lausitzer Rundschau: Parteitag der Piraten in Offenbach / Schwärmerische Intelligenz / Von Werner Kolhoff

Bisher gaben die Piraten zu den meisten Fragen die
sympathische Antwort, dass sie zu den meisten Fragen leider noch
keine Antwort hätten. Das unterscheide sie doch gerade von den
etablierten Parteien. Bei ihnen wirke die Schwarmintelligenz. Die ist
nun am Wochenende beim Parteitag in Offenbach in Aktion getreten –
und hat sich nach links gewendet. Ein bedingungsloses Grundeinkommen
verlangt sie. Und die Freigabe von Drogen. Das eine ist unbezahlbar,
das andere bekifft. Schwarmintelligenz ist etwas Feines, aber sie ist
nur eine schwärmerische Variante von Demokratie, wenn Basis mit
Zufall verwechselt wird, wie das offenbar bei den Piraten geschieht.
Die Beschlüsse werden den Wogen des Netzes und der Reisebereitschaft
der Mitglieder überlassen, denn die Parteitage sind
Vollversammlungen. Wer genug Zeit hat, beschließt über Programm und
Personen. Das ist das eine Grundproblem. Das andere: Außerhalb der
letztlich doch recht eindimensionalen Ideologie vom freien Internet
gibt es keine gemeinsamen Werte, aus denen man die eigenen Positionen
auch in anderen Politikbereichen ableiten könnte. Nur die große
Beliebigkeit. Wer weiß schon, wohin der Schwarm sich wendet. Wegen
dieser beiden Umstände ist die neue, sympathische Gruppe absolut
nicht mit den Grünen der frühen Jahre vergleichbar. Für alle anderen
Parteien sind die Piraten noch auf lange Sicht kein
Koalitionspartner, sondern nur ein Dauerstörfall. Allenfalls noch
Ansporn, die eigene innerparteiliche Demokratie zu reformieren.

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