Zensus nennen staatliche Statistiker heute, was ihre
Vorgänger Volkszählung nannten. Zum einen, weil es nur eine
abgespeckte Version ist, die 2011 stattfindet. Zum anderen, weil
schon das Wort „Volkszählung“ eine Hypothek bedeutet. Es hat den Ruch
obrigkeitsstaatlicher Schnüffelei. 1983 musste das Verfassungsgericht
den zu ausgeprägten Wissensdurst der Regierenden stoppen. Aber selbst
die Soft-Variante scheitert. In der Vorrunde haben Millionen
Wohnungseigentümer, die nur Grunddaten übermitteln sollten, die
Statistikämter im Regen stehen lassen. 50 Prozent antworteten, obwohl
100 Prozent gesetzlich verpflichtet waren. Ein spektakulärer Akt des
Ungehorsams. Über die Ursachen lässt sich spekulieren. Schreckte das
Rückporto? Erkannten die Empfänger die Bitte um Beantwortung etwa
nicht, weil sie sie für Supermarktreklame hielten? Oder war dann
doch, tief im Inneren, das Misstrauen federführend, hier wolle jemand
Dinge wissen, die ihn nichts angehen? Deutschland braucht die
fehlenden Daten, um seine Zukunft gestalten zu können. Vielleicht
haben die Verantwortlichen ihr Kernargument nicht vermitteln können.
Im Mai folgt Runde zwei. Es wird eng.
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