Nicht die extreme Kälte, nicht der zunehmende
Energiebedarf und auch nicht die Energiewende haben Deutschland an
den Rand eines energetischen Zusammenbruchs gebracht. Vielmehr waren
es möglicherweise gierige Stromhändler, die in den eiskalten
Februartagen gegen Regelleistung und Kaltreserve zockten und das Land
so in die Nähe eines Blackouts gebracht haben könnten. Wenn richtig
ist, was die Bundesnetzagentur vermutet, dann haben Stromhändler mit
bewusst falschen, also zu niedrigen Last-Prognosen agiert, um
Marktmechanismen auszuhebeln und Stromkontingente abzugreifen, die
zum einen Notfälle ausgleichen sollen und zum anderen zu einem
Drittel des aktuellen Preises zu haben waren. Ein gefährliches Spiel.
Zumal die Rahmenbedingungen nicht nur durch das derzeit kalte Wetter
und den damit einhergehenden hohen Energiebedarf beeinflusst waren.
Seit der Abschaltung der acht Atomkraftwerke als Reaktion auf die
atomare Katastrophe in Fukushima müssen regenerative Anlagen diese
Leistung – jedenfalls teilweise – ersetzen. Wenn starker Wind an den
norddeutschen Küsten weht, der Strom aber im Süden benötigt wird,
sind die Transportleitungen ohnedies stark belastet. In solchen
Situationen einen gefährlichen Preispoker anzuzetteln, ist nicht nur
fahrlässig, sondern unverantwortlich. Nicht auszudenken, was
passieren würde: Neben dem Fernsehen würden auch Internet und
Telefone schweigen. Produktionen würden binnen Sekunden still liegen,
Krankenhäuser könnten nur eine gewisse Zeit per Notstromaggregat
funktionieren. Das öffentliche Leben stünde vor dem Zusammenbruch,
weil die Stromversorgung die Achillesferse unserer technisierten Welt
ist. Deshalb ist es richtig, entschlossen gegen derlei Preisspielchen
vorzugehen. Denn der heutige Energiemarkt und erst recht die gerade
eingeleitete Energiewende können nur funktionieren, wenn sich alle
Marktteilnehmer an die Regeln halten. Sollte sich also erweisen, dass
hier aus Profitgier gegen die Versorgungssicherheit gewettet wurde,
müssen die verantwortlichen Händler zur Rechenschaft gezogen werden.
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