Mutig, mutiger, Lindner. Glaubt man den aktuellen
Aussagen der Demoskopen, hat sich der neue FDP-Spitzenkandidat in
Nordrhein-Westfalen auf ein Himmelfahrtskommando eingelassen. Eine
Partei auf Tauchstation, weitgehend führungslos, schwer angezählt.
Man muss kein Prophet sein: Christian Lindners Erfolg oder Misserfolg
im bevölkerungsreichsten Bundesland entscheidet über das Schicksal
der gesamten Partei und ihres Vorsitzenden Philipp Rösler. Nach der
Kamikaze-Aktion der FDP-Landtagsfraktion soll der frühere
FDP-Generalsekretär Lindner die Liberalen aufrichten. Niemand weiß,
wie das gehen soll. Aber der agile Politologe hat bei seinem Comeback
in der Partei einen Pluspunkt. Lindner steht für den Neuanfang, weil
er seinem glücklosen Chef Rösler vor Weihnachten frustriert die
Brocken hingeworfen hat. Die Frage bleibt: Reicht die Zeit, um die
Liberalen fürs bürgerliche Klientel wieder wählbar zu machen? Der
„Fall NRW“ wird zur größten Herausforderung in der noch jungen
Karriere des FDP-Politikers. Dass der versierte Redner in
Fernseh-Duellen eine gute Figur macht, ist auch den Sozialdemokraten
und den Grünen nicht verborgen geblieben. Die politische
Großwetterlage für die Liberalen aber ist denkbar ungünstig. Das
Läuten des Totenglöckchens ist nicht zu überhören. Vieles deutet
darauf hin, dass Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen die nächste
Koalition stellen wird. Überraschungen aber sind im schnelllebigen
politischen Geschäft möglich. Als Ein-Mann-Projekt aber wird die
Aktion „Wiederwahl in den NRW-Landtag“ scheitern. Christian Lindner
muss die von Pleiten, Pech und Pannen gelähmte FDP-Basis in nur
wenigen Wochen aufrütteln. Schon am 13. Mai wird gewählt. Zur Zeit
deutet nicht viel darauf hin, dass er aus Berlin ausreichend
Flankenschutz für diese Sisyphusarbeit erhalten wird.
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