Schwer zu ertragen
Der Massenmörder Anders Breivik nutzt den Prozess, in dem er sich
für den Tod von 77 Menschen verantworten muss, als ultimative
Gelegenheit zur gnadenlosen Selbstinszenierung. Die Bilder und
Berichte, die seit gestern aus dem Osloer Gerichtssaal in die
Öffentlichkeit transportiert werden, sind kaum zu ertragen. Mancher
mag sich so abgestoßen fühlen, dass er nichts mehr davon sehen, hören
oder lesen will. Oder damit hadern, dass auch dieser Mann Anspruch
auf ein rechtsstaatliches Verfahren hat. Oder gar – im tiefsten
Inneren – am liebsten kurzen Prozess mit dem Attentäter machen. Doch
so mühsam und schmerzhaft die nächsten Wochen sein werden, so
unerlässlich ist die detaillierte Aufarbeitung nach bewährten Regeln.
Auf diese Weise wird zu verstehen sein, was am 22. Juli 2011 im
Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utøya geschehen ist. Und
warum hier keineswegs ein irrer Einzeltäter gewütet, sondern ein
rechtsradikaler Islamhasser seiner zerstörerischen Logik gefolgt ist,
die er als Notwehr gegen eine für ihn überfremdete Gesellschaft
darstellt. Sichtbar dürfte werden, dass Breivik nur nach außen hin
ein gefühlloser Mensch ist. In Wirklichkeit wird er von einem der
mächtigsten Gefühle getrieben – dem Hass. Seine Reden vor Gericht
werden zeigen, wie gefährlich die Gedanken anti-islamischer Hetzer
sind und dass es für die westlichen Demokratien höchste Zeit ist,
auch diesem Terror mit aller Härte zu begegnen.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218