Es ist beschämend. Zehn Jahre nachdem das hohe
Ziel des Tierschutzes mit hehren Worten ins Grundgesetz aufgenommen
wurde, folgen jetzt die längst überfälligen Einzelregelungen. Jede
einzelne der gestern vom Kabinett beschlossenen Maßnahmen hätten wir
auch schon deutlich eher haben können. Aber nichts ist geschehen.
Außerdem: Bundestag und Bundesrat müssen sich mit dem Gesetz noch
eingehend befassen. Schon jetzt ist klar, dass sich neben dem kleinen
Kreis der Tierschützer noch zahllose Lobbygruppen der Zuchtindustrie,
Tierprodukteverwerter und Tierhändler machtvoll zu Wort melden
werden. Es wird also in den kommenden Wochen darauf ankommen, dass
die endlich auf dem Tisch liegenden Vorschläge nicht wieder
verwässert werden. Im übrigen sollten sich dem Tierschutz
verpflichtete Laien in Fachfragen nicht grundsätzlich über das Urteil
der Experten stellen – nur weil sie sich einzig und allein der
Kreatur verbunden fühlen. Allzu sektiererisches Auftreten schadet
dann nämlich den jetzt erstmals möglichen Fortschritten, von denen es
nie genug geben kann.
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