Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund weise.
Doch wie lang darf „Weile“ sein? Genau das fragen sich die vielen
Tausend Menschen, die als Kind Opfer sexueller Gewalt geworden und
deshalb Zeit ihres Lebens traumatisiert sind. Gut Ding sind
zweifelsfrei die längst beschlossenen finanziellen Hilfen. Doch
beschließen und umsetzen sind leider oft genug zweierlei, vor allem,
wenn sich in unserem föderalen System Bund und Länder über die
Finanzierung streiten. Derweil läuft der Justiz die Zeit davon. Denn
je länger eine Einigung auf sich warten lässt, desto mehr Täter sind
auf Grund von Verjährungsfristen nicht mehr ihrer gerechten Strafe
zuzuführen. Genau dies aber ist für viele Betroffene mindestens
ebenso wichtig wie das Geld, mit dem sie dringend benötigte Therapien
finanzieren können. Von Mitgefühl und warmen Worten der Anteilsnahme,
so wichtig diese auch sind, wird die Sache also nicht besser. Und
deshalb ist die Ankündigung der oft und auch zurecht gescholtenen
Bundesfamilienministerin, nicht mehr auf die Länder warten zu wollen
und zumindest die 50 Millionen Euro des Bundes zur Verfügung zu
stellen, aller Ehren wert. Und mit den 30 Millionen, die das
Bundesbildungsministerium unabhängig vom geplanten Fonds schon
bereitgestellt hat, um Kindsmissbrauch wissenschaftlich erforschen zu
lassen, kann sich der Bund wirklich sehen lassen. Bleibt die Frage,
warum die Länder – bis auf Bayern und Mecklenburg-Vorpommern – weiter
mauern, derweil es im Bund – parteiübergreifend – Zustimmung für
Schröders Vorstoß gibt. Eines sollte man in den Hauptstädten der
Bundesländer dieser Republik ganz schnell begreifen: Dieses Thema
eignet sich weder für parteipolitische Geplänkel noch für förderale
Muskelspiele.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de