Es ist leicht, mit dem Finger auf Landwirte zu
zeigen und zu sagen: Wir wollen eure Riesenställe nicht. Die
Vorstellung, dass Zehntausende Vögel in einer fußballfeldgroßen Halle
bei Schummerlicht in Nullkommanix zur Schlachtreife gemästet werden,
kann den Wunsch beflügeln, Vegetarier zu werden. Das ist von der
Hühnerstall-Romantik in Urgroßmutters Zeit so weit entfernt wie ein
Airbus vom Doppeldecker. Will man das essen? Industriefleisch von
Tieren, die Medizin schlucken, weil man sie in vier, fünf Wochen zu
voller Größe „aufpumpt“, weil sie in einem Meer von Artgenossen
schwimmen? Diese Frage stellt sich gar nicht. Wir essen das. In rauen
Mengen. Das Tiefkühlhähnchen für 2,49 Euro schreckt Kunden nicht ab,
es lockt sie an. Der Bauer ist kein böser Bube. Er liefert, was der
Markt verlangt. Wer Bio will, bekommt Bio; wer billig will, bekommt
billig. Jeder kann jeden Tag gegen solche Ställe anessen. Es schmeckt
sogar, Verbrauchermacht auszukosten.
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