Etwa Frieden bei der FDP?
Etwa Frieden bei der FDP? Nicht Meucheln, nicht Heucheln? Die
Liberalen sind offenbar fest entschlossen, anständig miteinander
umzugehen. Ihren angefeindeten Parteichef Philipp Rösler stärken sie
auf dem Bundesparteitag mit achtbaren 86 Prozent bei der
Vorstandswahl. Den aggressivsten Mobber Dirk Niebel werfen sie mit
Karacho aus dem Führungszirkel. Dafür darf dort Querulant Wolfgang
Kubicki mitmischen, er lästert demnächst also unter Kontrolle.
Die letzten Intriganten haben verstanden: Mit Mobbing, mit
unsäglichen Anspielungen auf die Herkunft des in Vietnam geborenen
Rösler, mit Machtkämpfen lassen sich Wahlen nicht gewinnen. Das
schreckt ab – und so viele Fans hat die auf vier Prozent taxierte
Partei nicht.
Der 40-jährige Rösler, inhaltlich oft auf phrasenhafte
Wachstumsthesen reduziert, ließ die Liberalen verwirrt in ein Vakuum
fallen. Die Verengung auf das Thema „Steuern runter“ lehnte Rösler
ab, blieb aber eine neue Vision schuldig. Jetzt hat er in seiner
bisher besten Parteitagsrede Alltagssorgen wie leistungsgerechte
Bezahlung in den Mittelpunkt gerückt. Er ist offen für
Lohnuntergrenzen. Allerdings: Hier tut sich die FDP so schwer wie die
Union bei der Homo-Ehe. Rösler verschafft sich Achtung, weil er
Gegner umarmt. Schulterschluss auch mit dem neuen Vize Christian
Lindner und mit Spitzenkandidat Rainer Brüderle: Bis zur Wahl im
September muss es gehen – ohne Meucheln, ohne Heucheln.
Beate Tenfelde
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207