US-Präsident Barack Obama spart bei seinem
Besuch in Israel nicht mit Lob für Regierungschef Netanjahu. Und der
Ministerpräsident revanchiert sich mit artigen Worten. Nichts soll an
die kühlen Treffen in Washington erinnern, als der Bittsteller aus
Jerusalem beim großen Verbündeten vorsprach. Lange genug hat es
gedauert, bis sich Obama auf den Weg in den Nahen Osten machte. In
der Vergangenheit schickte er seine Außenministerin Hillary Clinton
in die Krisenregion, um den aufmüpfigen Verbündeten bei Laune zu
halten. Jetzt, nach seiner Wiederwahl, will Obama demonstrativ den
Schulterschluss mit Israel feiern. Die USA und Israel seien „ewige
Verbündete“, verspricht der amerikanische Präsident nicht ohne einen
Seitenblick Richtung Teheran. Das Zeichen ist klar: Washington und
Jerusalem lassen sich auch in der Iran-Frage nicht
auseinanderdividieren. Je näher der Zeitpunkt rückt, zu dem Teheran
über eigene Atomwaffen verfügt, desto deutlicher werden die
Treueschwüre zwischen den USA und Israel. Früher wäre der Besuch
eines US-Präsidenten im Nahen Osten mit hohen Erwartungen verbunden
gewesen. Aber Obama kommt nicht mit einem ausgefeilten Friedensplan
in die Region, der neuen Schwung in die verhärteten Fronten zwischen
Israelis und Palästinensern bringen könnte. Der ungehemmte
Siedlungsbau sorgt dafür, dass Gespräche schon von vornherein zum
Scheitern verurteilt sind. Dementsprechend gering sind die
Erwartungen der Palästinenser an den Besuch aus Amerika. Das
Interesse der USA am Nahen Osten ist in den letzten Jahren gesunken –
andere Weltregionen, wie etwa China, ziehen die Aufmerksamkeit auf
sich.
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