Der NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München
verläuft in ruhigen Bahnen. Das ist die so wichtige wie positive
Erkenntnis drei Monate nach dem Auftakt. Der 6. Strafsenat unter dem
Vorsitzenden Richter Manfred Götzl zeigt das Fingerspitzengefühl und
das Geschick, welches das Gericht bei der leidigen Verteilung der
Presseplätze vermissen ließ. Mehr noch: Er hat sehr schnell
zerstörtes Vertrauen zurückgewonnen.
In München soll eine
beispiellose Mordserie aufgeklärt werden, sollen die Hintergründe von
zehn Morden, einer Brandstiftung, zwei Bombenattentaten und 15
Raubüberfällen geklärt werden. Eine Mammutaufgabe, die bei allem
Wahnsinn des Geschehenen nur mit Sachlichkeit zu bewältigen ist und
von der nicht durch Nebensächlichkeiten abgelenkt werden
darf.
Richter Götzl fährt gut damit, der Nebenklage
genügend Zeit für Fragen zu geben. Die Angehörigen der Opfer und auch
die Gesellschaft müssen erfahren, warum sich junge Menschen so in
Fremdenfeindlichkeit hineinsteigerten, dass sie zu Mehrfach-Mördern
wurden. Und es muss nachgefragt werden, warum Ermittler auf dem
rechten Auge blind waren.
Der NSU-Prozess ist für jeden
Bundesbürger eine Mahnung: Rassismus hat hierzulande nichts zu
suchen.
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