Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Bundestagswahl/Nichtwähler

In manchen Kreisen ist es modern geworden, die
Wahl zu verweigern. Gelegentlich wird das auch mit intellektuellen
Sprüchen verbrämt, als sei politische Abstinenz geradezu eine
demokratische Heldentat. Aus allen Argumenten bekennender Nichtwähler
spricht letztlich eine Politikverachtung, die auf einem fundamentalen
Missverständnis beruht. Das Verlangen nach idealen Parteien und
Politikern, die sich exakt so verhalten, wie jeder einzelne Wähler
sich das wünscht, ist schlichtweg naiv. Wer auf sein Wahlrecht
verzichtet, verzichtet auch auf Einfluss. Als Souverän, zu dem unser
Grundgesetz den Bürger erhoben hat, verhält er sich unsouverän. Es
ist eine Illusion zu glauben, eine niedrige Wahlbeteiligung würde die
Parteiendemokratie zu einer Art Katharsis zwingen.

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