Mittelbayerische Zeitung: Zahlen rütteln wach Kommentar zur Statistik der Jugendämter

Kevin, Lea-Sophie und Jessica: Drei Namen, die
für das schlimmste Versagen unserer Gesellschaft stehen. Drei Kinder,
die mitten in Deutschland so grausam vernachlässigt, misshandelt und
vergessen wurden, dass sie nicht überlebten. Drei Einzelfälle, die
wachrüttelten. Noch nie war die Zahl der Kinder, die von den
bayerischen Jugendämtern aus ihren Familien geholt wurden, so hoch
wie im vergangenen Jahr. Das ist gut. Es zeigt, dass sich etwas
verändert hat. Dass immer mehr Menschen hinschauen, wenn etwas nicht
zu stimmen scheint. Sich Gedanken machen und helfen wollen. Es zeigt,
dass unsere Gesellschaft besser funktioniert. Gleichzeitig ist es
furchtbar. 3046 Fälle. 3046 Kinder. Nur die wenigsten davon sind so
gefährdet wie es Kevin, Lea-Sophie und Jessica waren. Aber bei jedem
einzelnen haben die Betreuer in den Jugendämtern entschieden, dass es
dem Kind besser geht, wenn es nicht mehr bei Mama oder Papa wohnt.
Jede einzelne dieser Entscheidungen ist eine Gratwanderung, das
letzte Mittel, ein Alptraum für alle Beteiligten. 3046 Fälle, die
zeigen, dass es jenseits von Krippenplatz- und G8-Diskussionen noch
ganz andere Probleme in Bayerns Familien gibt. 3046 Fälle, die ebenso
wachrütteln sollten wie die von Kevin, Lea-Sophie und Jessica.

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