Aachener Zeitung: Kommentar Ausbilden? Halten! Es ist richtig, in Berufskollegslehrer zu investieren Von Thorsten Karbach

Die duale Ausbildung genießt im Ausland zurecht
einen hervorragenden Ruf. Sie steht für Qualität made in Germany.
Doch diese Qualität ist an vielen Berufskollegs kaum mehr
sicherzustellen – weil insbesondere in den technischen Fächern Lehrer
fehlen. Wenn jetzt elf Millionen Euro in Nordrhein-Westfalen in den
Aus- und Aufbau von weiteren Studienmodellen in der Lehrerausbildung
investiert werden, dann ist das eine längst überfällige Reaktion aus
Düsseldorf. Denn die Gleichung ist simpel: Nur gut ausgebildete
Lehrer können einen zeitgemäßen Unterricht bieten. Gleichermaßen gilt
es nicht nur in den fünf Hochschulverbünden, die mit den elf
Millionen Euro über Jahre Kapazitäten auf- uns ausbauen, Quantität
und Qualität zu erhöhen. Denn die jungen Menschen auf der Schulbank
werden teilweise in hoch technisierten Berufen ausgebildet. Kein
Lehrer kann sich leisten, den technischen Standards – egal wie
ausdauernd – hinterherzulaufen. Hier bleibt Qualität auf der Strecke.
Und so können aus dem Ruhestand zurückbewegte Berufsschullehrer
dauerhaft keine Lösung sein. Auch die Fortbildung fachfremder
Berufskollegspädagogen ist keine Dauerlösung – in Zeiten zunehmender
Spezialisierung in den Berufen braucht es auch auf dem Lehrerstuhl
einen Experten und keinen Alleskönner. Und so ist die forcierte
Ausbildung von Fachlehrern die einzige dauerhaft Erfolg versprechende
Lösung des Lehrermangels. Nur: Nun braucht es auch die jungen
Menschen, die diesen Weg einschlagen und nicht dem immer lauter
werdenden Lockruf der Industrie erliegen. Dort können Ingenieure mehr
Geld verdienen, und der Personalbedarf ist auch hier groß. Die Frage
lautet nun also: Wie können die mehr ausgebildeten möglichen
Berufskollegslehrer auch wirklich in die Schulen bewegt werden. Wie
können sie dort gehalten werden, wo sie dringend benötigt werden? Mit
mehr Geld? Verbeamtung? Trotz elf Millionen-Euro-Programm bleiben
Fragen offen.

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