Allg. Zeitung Mainz: Neu erfunden / Kommentar zu Grünen

Dass die gut ausgebildete, gut verdienende
bürgerliche Mitte zunehmend Grün wählt, anstatt ihr Kreuz bei der CDU
zu machen, galt bislang vor allem als Phänomen der Großstädte. Doch
mit den jüngsten Parteitagsbeschlüssen und dem Spitzenkandidaten-Team
Göring-Eckardt/Trittin, kurz: mit einem deutlich gemäßigten Linkskurs
und wertkonservativem Auftreten, können die Grünen der schwarz-gelben
Koalition bei der nächsten Bundestagswahl richtig gefährlich werden.
Selbst eine Personalie wie die dramatisch gescheiterte Urwahl Claudia
Roths zur Spitzenkandidatin können die Grünen nachträglich noch ins
Positive drehen: Sie bestätigten Roth so harmonisch und geschlossen
glasklar als Parteichefin, dass mancher Beobachter verwundert die
Augen reibt. Den Grünen ist es gelungen, sich und ihren Themen treu
zu bleiben und sich gleichzeitig noch einmal neu zu erfinden. So
können sie selbstbewusst in den Bundestagswahlkampf ziehen. Bleibt
die Frage nach einem möglichen Koalitionspartner Union. Der Gedanke,
gemeinsam mit der CDU, und dann vor allem der CSU, zu regieren,
bereitet den meisten Grünen große Bauchschmerzen. Ähnliche
Beschwerden dürfte es bei den Wählern der Union geben. Und die
Kanzlerin? So viel steht fest: Eine deutliche Absage an die Grünen
klingt anders. „Erstmal auf das setzen, was sich bewährt hat“,
reagiert Merkel auf schwarz-grüne Koalitionsphantasien. Die
machtbewusste und deshalb flexible Kanzlerin hält sich wie immer alle
Optionen offen. Dieses „erstmal“ sollte aber auch der FDP zu denken
geben. Denn auch so viel steht fest: Deutliches Vertrauen in den
Erfolg des derzeitigen Koalitionspartners klingt ebenfalls anders.

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