Allg. Zeitung Mainz: Realitätsfern / Kommentar zur Altersdiskriminierung

Dass Deutschland mit Siebenmeilenstiefeln auf dem
Weg in eine Seniorenrepublik ist, weiß mittlerweile jeder, nur der
Gesetzgeber offenbar nicht. Wer früher in Rente geht oder auch gehen
muss, aber weiter aktiv sein will oder auch muss, stößt auf eine
Gesetzes- und Vorschriftenwelt, die mit der realen längst nicht mehr
viel gemein hat. Ob man das gleich Diskriminierung nennen kann, sei
dahingestellt. Hinzuverdienstgrenzen für Frührentner und
Altersteilzeitler, wie sie hierzulande gelten, machen nämlich einen
Sinn, wenn der reguläre Arbeitsmarkt unter der Konkurrenz der
Senioren leiden könnte. In einer Gesellschaft zum Beispiel, in der
die Alterspyramide nicht auf dem Kopf steht wie demnächst bei uns.
Die Folgen sind schon heute schmerzlich spürbar. Der Wirtschaft zum
Beispiel geht durch die starre Rentenregelung gewaltiges Wissen und
Können erfahrener Senioren verloren. Sie individuell und finanziell
attraktiv weiter beschäftigen zu können, statt sie mit 400 Euro
abspeisen zu müssen, brächte schnell Abhilfe. Zu deutlich mehr
Flexibilität rät deshalb eine von Arbeitgebern, Gewerkschaften,
Sozialverbänden und Seniorenorganisationen getragene
Expertenkommission, die Gesetze und Vorschriften nach
Altersdiskriminierungen durchforstet. Solche finden sich auch zuhauf
in den Sozialgesetzen, was besonders schmerzlich ist. Mit Entrümpeln
wird es also nicht getan sein. Her muss ein Gesamtkonzept, das
unserer Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert entspricht. Dass dies
auch dauerhaft finanzbar sein muss, versteht sich von selbst. Da die
Kommission auch von den Tarifpartnern getragen wird, Realitätssinn
und Sachverstand also geballt beieinander sind, sollte sie den
Auftrag bekommen, ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln – und
zwar schleunigst.

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