Allg. Zeitung Mainz: Verantwortung / Von Frank Schmidt-Wyk

Rund 20 rechtsextremistische Ausfälle, darunter
Hakenkreuz-Schmierereien, Auftritte von Holocaust-Leugnern und
antisemitische Tiraden, hat die Gedenkstätte Buchenwald laut
Presseberichten 2018 auf dem Gelände des früheren
Konzentrationslagers registriert – deutlich mehr als im Vorjahr.
Eines von vielen Indizien für das Bröckeln der Erinnerungskultur, das
Außenminister Heiko Maas zu Recht beklagt. Die globale Tendenz zum
Nationalismus geht einher mit einer Relativierung der
ungeheuerlichsten Verbrechen, die von Nationalisten jemals begangen
wurden. Auch im Land der Täter wird versucht, die Geschichte
reinzuwaschen. Vertreter der AfD haben sich dafür zuständig erklärt:
Hitzköpfe wie der Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke, aber auch
berechnende Ideologen wie Bundessprecher Alexander Gauland. Es gibt
in den Reihen der AfD durchaus Politiker, die es schon
fertigbrachten, nachdenkliche Töne zum Holocaust-Gedenktag
anzuschlagen – der rheinland-pfälzische Parteichef Uwe Junge etwa
zählt dazu. Auch das darf man ruhig mal erwähnen. Doch diese Haltung
ist offenbar nicht Mainstream innerhalb der AfD, sondern die
Gauland–sche „Vogelschiss“-Rhetorik. Die schallt auch deshalb immer
lauter durch Deutschland, weil die Überlebenden des Holocaust nach
und nach verstummen. Umso aufmerksamer sollten wir den verbliebenen
Zeitzeugen zuhören und niemals vergessen, was sie sagen. Die
allermeisten der heute lebenden Deutschen tragen zwar weder eine
persönliche noch eine historische Schuld – aber Verantwortung, dass
sich niemals wiederholt, was ihre Vorfahren getan und zugelassen
haben.

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