Allg. Zeitung Mainz: Verzerrt / Kommentar zu Leistungen für Familien

Die Debatte um die Berechtigung familienpolitischer
Leistungen verläuft gefährlich verzerrt: Die Mittel werden nicht
primär gewährt, um die Geburtenrate zu steigern. Eine solche
Denkweise ist ebenso falsch wie perfide, unterstellt sie doch, dass
Paare sich ausschließlich des Geldes wegen für Nachwuchs entscheiden.
Was gottlob derart pauschal nicht zutrifft. Kinder sind unendlich
mehr als ein bloßer Kostenfaktor. Gleichwohl kosten sie Geld, je nach
Ausbildung so viel wie ein Einfamilienhaus. Und nur deswegen sind
Eltern dankbar für finanzielle Unterstützung oder können vielfach nur
mit dieser Unterstützung über die Runden kommen. Wer jetzt fragt,
warum die Allgemeinheit für eine individuelle Entscheidung – den
Kinderwunsch – aufkommen muss, predigt nackten Egoismus: Kinder sind
Steuerzahler, Konsumenten, Mitarbeiter und vor allem Mitmenschen von
morgen. Das muss auch Kinderlosen etwas wert sein. Das Dilemma der
deutschen Familienförderung liegt also nicht in ihrer prinzipiellen
Zielsetzung begründet, sondern im Nebeneinander einzelner Maßnahmen.
Experten verschiedenster Ministerien haben sich jahrzehntelang
unzureichend abgestimmt. Deswegen ist der Ansatz, den
Förder-Dschungel lichten zu wollen, löblich und richtig. Er darf aber
nicht populistisch auf dem Rücken der Familien ausgetragen werden.
Drei Vorschläge für die richtige Richtung: Erstens Abschaffung des
Ehegattensplittings für Kinderlose. Das Splitting soll schließlich
Kindern zugutekommen und nicht oft durchaus gut verdienenden
Erwachsenen. Zweitens Verzicht auf jeglichen ideologischen Ballast
wie Betreuungsgeld oder Abschaffung von Steuerfreibeträgen. Und
drittens – man kann es nicht oft genug schreiben – familiengerechtere
Kitaplätze. Diese könnten sogar der Geburtenrate dienen.

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Florian Giezewski
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