Der Irak mit seinen inneren Konflikten war nach
dem Ende der Diktatur Saddam Husseins und dem Abzug der US-Truppen
völlig aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit geraten. Das
Augenmerk konzentrierte sich zuletzt auf andere arabische Länder, vor
allem auf Syrien. So entstand der Eindruck, es sei im Zwei-Strom-Land
mittlerweile Frieden eingekehrt. Doch dies war eine Täuschung, wie
die blutige Anschlagsserie zum Ende des Ramadans beweist. Seit
Jahresbeginn haben im Irak nach seriösen Angaben mehr als 4 000
Menschen bei Überfällen, Attentaten und anderen Gewalttaten ihr Leben
gelassen, so viele wie im ganzen Jahr 2011, dem letzten Jahr
amerikanischer Präsenz. Dies spricht jedenfalls dagegen, dass die
Anwesenheit von US-Truppen im Land Terroristen aller Provenienz
ermutigt hätte. Im Gegenteil: Der Terrorismus nahm nach dem Abzug des
ausländischen Militärs wieder zu. Nach den Ursachen braucht man nicht
lange zu suchen. Sind die säkularen Gewaltherrscher erst einmal
beseitigt, brechen die alten religiösen und ethnischen Konflikte
wieder auf. Wer bei Wahlen eine Mehrheit erzielt, nutzt sie ohne
Skrupel für die eigene Volks- oder Religionsgruppe. Unwillkürlich
fragt man sich, ob die Hilfe der Weltgemeinschaft, so sehr sie unter
humanitären Aspekten auch geboten ist, in Ländern mit ethnischen und
religiösen Gegensätzen überhaupt noch Sinn macht. Der Westen muss
sich vor allem als Vermittler bereithalten. Dass sich Millionen, der
Not gehorchend, auf die Flucht begeben, kann weder im Interesse
Europas noch der Herkunftsländern liegen.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de