Der Advent kann ziemlich lang dauern. Zumindest
der politische. Fast drei Monate haben Union und SPD für ihren
GroKo-Deal gebraucht, wenn sie denn am Dienstag Angela Merkel erneut
zur Kanzlerin wählen. Da hätten alle nun auch noch bis morgen warten
können, bis sie hinausposaunen, wer künftig welches Amt bekleiden
soll. Noch wissen wir nicht einmal sicher, ob die SPD-Mitglieder so
abgestimmt haben, wie Sigmar Gabriel es ihnen eingetrichtert hat.
Wenn, dann können die Spitzengenossen heute ein Adventsliedchen
trällern: „Dreimal werden wir noch wach, heißa, dann ist GroKo-Tag.“
Dass diese GroKo vor Monaten noch eher als Unwort denn als Wort des
Jahres galt, zu dem sie nun verniedlicht wurde, zeigt mal wieder, wie
wendig Politik heutzutage sein muss, wenn der Bürger Mehrheiten
zusammenwählt, die weder er noch die Parteien wollten. „–s ist
GroKo und ich begehre, nicht schuld daran zu sein“, hört man
allenthalben frei nach Mathias Claudius. Insofern war die
Mitgliederbefragung ein cleverer Schachzug: Er erfüllte den Wunsch
der Basis nach Teilhabe und nahm sie zugleich in Mithaftung dafür,
sollte auf die großkoalitionäre Adventszeit allzu schnell der
weihnachtliche Abgesang (frei nach Erich Kästner) folgen: „Dienstag
Kinder, wird–s nichts geben. / Nur wer hat, kriegt was geschenkt. /
Mutti schenkte Euch ein Pöstchen. / Das genügt, wenn man–s bedenkt. /
Einmal kommt auch Eure Zeit./Dienstag ist–s noch nicht soweit.“
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