Israel nach dem 7. Oktober ist nicht mehr das Land, das es vorher war. Die teuerste Überwachung, die stärksten Mauern, sie schützen nicht. Daraus kann man zwei Lehren ziehen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.Die erste lautet: noch mehr Kontrolle, noch mehr militärische Gewalt. Tausende Soldaten und Zivilisten aus Israel nach Gaza schicken, um Gebiete zu besetzen, und die Menschen dort in Enklaven zurückzudrängen, um möglichst zu verhindern, dass sich einige von ihnen zu Terroristen erklären und Israel überfallen. Diese Lösung ist jahrzehntelang erprobt: im Westjordanland. Israel hält die Gebiete westlich des Jordanflusses besetzt. Viel Geld fließt in diese Besatzung, viele Menschenleben hat sie gefordert. Zuletzt vor allem auf palästinensischer Seite, aber auch unter Israelis.Die zweite Lehre aus dem 7. Oktober wäre, dass die härteste Hand, die schärfste Kontrolle keine Sicherheit bieten, solange es keine politische Lösung gibt. Es gibt auf beiden Seiten, unter Israelis und unter Palästinensern, moderate Kräfte, die das längst verstanden haben. Was fehlt, sind politische Führungen, die solche Schritte wagen. Es erfordert Mut, neue Modelle zu riskieren – viel mehr Mut als jeder Kriegsplan. Wer glaubt, dass eine Zwei-Staaten-Lösung nur im Interesse der Palästinenser ist, irrt.
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